Ein Thema, mit dem Pferdehalter sehr häufig in Kontakt kommen, sind Störungen im Bewegungsapparat. Überzüchtung, falsche Ernährung, zu frühes Anreiten, intensiver Pferdesport und das natürliche Alter fördern degenerative Prozesse und entzündliche Veränderungen im Bewegungsapparat des Pferdes. Sie können früher oder später zu erheblichen Beeinträchtigungen im Alltag des Pferdes führen. Ungleichgewichte auf emotionaler Ebene, wie Traumata, können zudem die Türen für solche Störungen öffnen.
Die in der konventionellen Medizin verabreichten Medikamente können zwar häufig eine zeitweise Verbesserung bringen, belasten aufgrund ihrer synthetischen Inhaltsstoffe aber oft stark den Stoffwechsel, bzw. die Nieren und die Leber. Da die „Probleme“ im Bewegungsapparat mittlerweile immer häufiger schon in jungen Lebensjahren auftreten, ist eine langfristige Unterstützung über mehrere Jahre notwendig. Synthetische Medikamente fallen dafür raus, da sie, über lange Zeit angewendet, gravierende Nebenwirkungen haben können.
Sehr gute Erfahrungen habe ich wiederum mit dem Einsatz von Heilpflanzen gemacht. In der freien Natur ist es für Pferde völlig normal, sich selbst mit Heilpflanzen und Kräutern zu therapieren. Wildpferde wissen instinktiv, was in welchen Situationen das richtige Kraut für sie ist. Bei unseren domestizierten Pferden geben jedoch schon die Weiden häufig eine entsprechende Kräutervielfalt gar nicht mehr her. Auch der Instinkt lässt bei vielen Pferden etwas nach. Zum Glück können wir als Halter etwas nachhelfen und unser Pferd mit den entsprechenden Kräutern versorgen.
Insbesondere für den Bewegungsapparat eignen sich Kräuter, die eine entlastende/ entschlackende Wirkung auf den Stoffwechsel haben und zudem entzündungshemmend, schmerzlindernd und durchblutungsfördernd wirken. Eine entsprechende artgerechte Fütterung ist zudem ausschlaggebend, da auch Ungleichgewichte im Stoffwechsel zu Problemen mit Gelenken, Sehnen und Bändern führen können.
Bei der Auswahl der Kräuter ist es wichtig, dass man sich mit dem Thema auskennt und über die Wirkungen, vor allem aber über Nebenwirkungen und mögliche Wechselwirkungen Bescheid weiß. Hierzu möchte ich ein kleines Beispiel geben:
Eine vor allem bei Arthrosen gern gefütterte Heilpflanze ist die Teufelskralle (Harpargophytum procumbens). Diese wird von vielen Tierärzten und Therapeuten gern pauschal für alle Pferde empfohlen und dann auch dauerhaft eingesetzt. Auch viele Hersteller unterstützen dies. Was viele jedoch nicht wissen ist, dass Teufelskralle einen sehr hohen Bitterwert hat (5.000 – 12.000) und damit zu den Pflanzen mit den höchsten Bitterwerten zählt. Bitterstoffe regen die Verdauungssäfte an und sind wunderbar zur Behandlung von Verdauungsbeschwerden etc.. Hat ein Pferd allerdings Magengeschwüre (und das ist bei sehr vielen Pferden der Fall – sie werden nur häufig nicht als solche erkannt, da die Symptome vielfältig sein können) ist die Fütterung von Teufelskralle kontraindiziert, da sie die Probleme verstärken kann. Teufelskralle ist demnach nicht für alle Pferde gleichermaßen geeignet. Ein therapeutischer Einsatz sollte mit einem Experten besprochen werden.
Ich persönlich empfehle auch bei magengesunden Pferden immer einen Magenschutz, wie z.B. Kamille, parallel zu füttern, um etwas Säure zu puffern und Magenproblemen vorzubeugen.
Wie das Beispiel zeigt, gibt es auch bei Heilpflanzen einiges, was es zu beachten gilt. Es sind eben nicht „nur“ Pflanzen, mit denen man nichts falsch machen kann.
Wann kann man dann aber Heilpflanzen einsetzen und wo liegen die Grenzen?
Nach meinen Erfahrungen macht es immer und bei nahezu jedem körperlichen oder seelischen Ungleichgewicht Sinn, einmal über die Verwendung von Heilpflanzen nachzudenken. In den meisten Fällen macht der Einsatz Sinn! Naturprodukte wirken zudem häufig besser und vor allem sanfter als synthetische Medikamente. Ich habe bereits häufig erlebt, dass schulmedizinisch austherapierte Tiere, die kurz vor der Einschläferung standen, mit der richtigen Heilpflanzen-Therapie und angepassten Rahmenbedingungen einen zweiten Frühling erlebten und sich nahezu wieder normal bewegen konnten. Vielleicht konnten sie dann nicht mehr geritten werden, aber darum geht es bei meiner Arbeit auch nicht. Es geht darum, den Tieren Lebensqualität zurückzubringen und sie bestmöglich zu unterstützen.
Ich würde daher so weit gehen zu behaupten, dass es in der Heilpflanzentherapie kaum Grenzen gibt. Wenn sie nicht als alleinige Therapie geeignet ist, dann zumindest als unterstützende Therapie.
Bei Interesse rund um das Thema Heilpflanzen oder zu konkreten Fragestellungen stehe ich immer gern zur Verfügung.